Wer ein Kind erwartet, oder gerade ein Baby bekommen hat, sieht sich mit einer unglaublichen Auswahl an Accessoires konfrontiert. Vom einfachsten Alltagsgegenstand bis hin zum ausgefallensten Gadget, das man der Werbung zu Folge unbedingt braucht, ist das Angebot enorm. Und jeder, den du fragst, hat dazu noch seine eigene Meinung. Puh, und jetzt?
Wenn sich ein neues Familienmitglied ankündigt, ist es nicht angebracht, sofort in einen Kaufrausch zu verfallen. Großeltern, Tanten, Onkel, Verwandte und Freunde können es nicht erwarten, ihre Zuneigung mit kleinen und großen Geschenken zu bekunden und werden dabei auf mehr oder weniger fantasievolle Ideen zurückgreifen. Wir wollen hier keine konkreten Beispiele bringen, um die vielleicht mitlesenden Liebsten nicht zu kränken, aber das eine oder andere Mitbringsel mag doch von fragwürdigem Geschmack und Nutzen sein.
Dabei ist weniger oft mehr. Ein Neugeborenes ist nur an der Erfüllung der primären Bedürfnisse interessiert. Wenn es von etwas zu viel sein darf, dann möglichst nur von Liebe. Der Haufen Plastikspielzeug im Eck ist da ziemlich uninteressant.
Sobald das Kind größer wird, will es die Welt entdecken. Und zwar möglichst auf eigene Faust! Allerdings geht Kommunikation und Selbständigkeit am Anfang noch recht schwer, wenn man noch so klein ist und wenig Kontrolle über die eigenen motorischen Fähigkeiten hat, geschweige denn darüber, was sonst noch so geschieht.
Der Raum direkt um das Baby ist fürs Erste sein ganzes Universum und sollte dementsprechend möglichst altersgerecht gestaltet werden.
Sobald das Baby zu krabbeln beginnt, wird ein Pikler Dreieck für das Kind interessant.
Was wie eine dreieckige Sprossenleiter aussieht, hat für Kinder von null bis sechs Jahren einen überraschend großen pädagogischen Wert.
Das Pikler Dreieck wurde von der ungarischen Kinderärztin Emilie Pikler in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erfunden. Nach der pädagogischen Überzeugung der Kinderärztin, begünstigt die Möglichkeit, dass sich das Kind frei im Raum bewegen kann, grundlegend seine motorische, physische und folglich auch emotionale und relationale Entwicklung. Auch hier spielt, wie bei der Montessori-Methode, die Bewegung eine grundlegende Rolle. Um sich in der Umwelt zurechtzufinden und seine Gefühle auszudrücken, hat das Kind nur die Bewegung als erstes Kommunikationsmittel.
Daher ist es für ihr Wachstum und ihre Entwicklung sehr wichtig, dass Kinder sich frei bewegen und eine direkte Erfahrung in ihrem Umfeld machen können.
Diese grundlegenden Überlegungen sind an der Basis des Pikler Dreiecks und ähneln im Ansatz sehr denjenigen, von Maria Montessori. Tatsächlich wird das Pikler Dreieck gerne in der Montessori-Pädagogik angewandt, da es alle Voraussetzungen für eine effektive motorische Entwicklung des Kindes durch das Spielen besitzt.
Eine gute Hilfe das dreieckige Gerüst aus Holz.
Anfänglich hilft das dreieckige Gerüst aus Holz dem Kleinkind dabei, sich hochzuziehen und gibt ihm größere Möglichkeit zur Selbstbestimmung. Natürlich sollte ein Erwachsener immer als Aufsichtsperson anwesend sein, man weiß ja nie, was den kleinen Rackern in den Sinn kommt. Allgemein ist ein zertifiziertes und angemessen gebautes Pikler Dreieck jedoch auch für die Kleinsten ein sicheres Gerät.
Wenn das Kind größer wird, wird das Pikler Dreieck zum Klettergerüst. Es wird erklommen und die meisten kleinen Bergsteiger haben erst mal Angst, wieder abzusteigen, wenn sie zum ersten Mal den Gipfel erreicht haben. Deshalb ist auch hier die Anwesenheit einer erwachsenen Person erforderlich. Kinder wollen klettern und sich selbst und die Welt auf die Probe stellen. Beim schrittweisen Erklimmen der dreieckigen Sprossenleiter geschieht das ganz langsam und in Sicherheit, während das Kind seine Grenzen austesten und neue Barrieren überschreiten kann.
Mit drei Jahren haben fast alle Kinder ihr Pikler Dreieck bereits fachmännisch erklommen und es wird zu immer neuen Spielideen umfunktioniert.
Auch dann hat das pädagogisch wertvolle Spielzeug allerdings noch nicht ausgedient. Es ist immer als Spielhöhle gut und kann je nach Bedarf Zelt, Indianer Tipi oder Iglu sein. Die einfache Struktur stimuliert die Fantasie der Kinder, die sicherlich nie eine neue Spielidee schuldig bleiben werden.
Zum Holzdreieck gibt es außerdem einige Erweiterungen, wie etwa Rampen und zusätzliche Leitern, die an die Sprossen des Pikler Dreiecks angelehnt werden können. So wird aus der dreieckigen Sprossenleiter ein Kletterparkour für Kinder bis zu sechs Jahren.
Pikler Dreiecke gibt es in verschiedenen Ausführungen und Größen. Besonders interessant sind auch die zusammenklappbaren Versionen, die mit wenigen Handgriffen in einer schmalen Nische verschwinden können. Ein Pikler Dreieck ist aber, auch wenn es mitten im Wohnzimmer steht, nicht hässlich anzusehen, im Gegensatz zum Haufen von Plastikspielzeug, der hoffentlich dank pädagogisch wertvollen Spielen aus Holz, wie dem Pikler Dreieck, immer kleiner wird.
Ein Pikler Dreieck sollte immer auf einer rutschfesten Unterlage stehen, zum Beispiel auf einer Gummimatte. Nicht nur verhindert diese, dass das Gerät verrutscht, sondern sie fängt auch kleine Stürze ab und wirkt dem einen oder anderen blauen Fleck entgegen. Draußen kann das Dreieck auf der Wiese stehen, wo der Untergrund von Natur aus weich und rutschfest ist.
Es sollte immer darauf geachtet werde, dass sich keine Gegenstände im Umkreis befinden, an denen sich das Kind verletzen könnte.
Eine erwachsene Aufsichtsperson sollte in jedem Fall immer anwesend sein. Mein persönlicher Favorit. (Klick)
Euer
Steven Hofmeister
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Moni (Sonntag, 21 Juni 2020 16:53)
Dankeschön, toller Tipp. Gerne mehr davon.
VLG
Moni