Kindheit im Wandel (Gastartikel)
Wenn man heute in einer Elementargruppe fragen würde, welche Farbe eine Kuh hat, würden mindestens 50% der Kinder mit lila antworten. Früher hätten die Kinder nicht nur mit der richtigen Antwort geglänzt, sondern hätten auch gleich noch das Melken erläutert.
Und genau über dieses Thema möchte ich in meinem Artikel berichten. Über Kindheit im Wandel, zentrale Themen der heutigen Kindheit, sowie pädagogische Erfordernisse.
Unsere Kinder heute spielen lieber drinnen vor der Spielkonsole, surfen im Internet, spielen Computerspiele oder schauen Fernsehen. Es gibt nur noch wenig Kinder, die man draußen auf dem Spielplatz trifft. Früher spielte sich das ganze Leben der Kinder draußen ab. In der Schule/ Kindergarten verabredeten sich diese, gingen schnell Zuhause Mittag essen und Hausaufgaben machen und dann nach draußen zu den Freunden spielen.
Heute ist es auch oft so, dass die Eltern den Tagesablauf der Kinder planen, Montag zum Klavierunterricht, Dienstag zum Schwimmen, Mittwoch zum Ballett, Donnerstag zur Nachhilfe, Freitag ist Oma-Tag und Sonntag ist Familientag. Außer Samstag haben die Kinder so auch keine Zeit zum Spielen mit Freunden. Wir wohnen heutzutage leider in einer Stressgesellschaft. Viele Leute finden keine Zeit mehr für ruhige Momente oder nehmen sich auch keine Zeit zum Zuhören. Die Kinder heute müssen funktionieren, ihre Termine abarbeiten und gute Noten in der Schule haben, damit auch ja etwas aus ihnen wird. Die Eltern merken meist gar nicht, dass sie ihrem Kind damit schaden. Kinder brauchen soziale Kontakte und somit Freunde. Sie möchten sich auch mal ausruhen und ihren eigenen Tagesablauf oder Wochenablauf bestimmen.
Die Kinder heute zeigen aus den Folgen der Stressgesellschaft keinen guten Wandel. Jedes dritte Kind in der 1. Klasse kann nicht rückwärts gehen, geschweige denn eine Vorwärtsrolle machen. Sie sind nicht mehr so wissbegierig und haben somit ein geringeres Allgemeinwissen.
Viele Kinder haben auch den Respekt vor Erwachsenen verloren und sind somit frech und aufmüpfig, da sie von Zuhause keine klaren Grenzen bekommen. Die Kinder werden mit Belohnungen erzogen, wie Naschkram und Spielzeug. Ich habe schon oft mitbekommen, dass ein Kind von den Eltern abgeholt wurde und die erste Frage, die kam war: "Was bekomme ich dafür, wenn ich mit nach Hause komme?" Die Eltern werden somit von ihrem eigenen Kind erpresst und merken es oft nicht. Kinder brauchen Grenzen. Manche Eltern denken, dass sie ihrem Kind etwas Gutes tun, wenn sie dem Kind alles freistellen. Was möchtest du essen? Was möchtest du anziehen? Wie viel Naschi soll ich dir heute kaufen? Viele Eltern lassen den Kindern einfach auch zu viel durchgehen. Sie dürfen in der Wohnung mit Tomaten werfen, den ganzen Tag nur Naschi essen, fernsehen so viel sie wollen, auf dem Tisch tanzen, in der Wohnung schreien, bis die Nachbarn sich beschweren, Mama und Papa hauen und vieles mehr. Die Eltern sind auch oft überfordert und geben den Kindern dann noch mehr Freiräume, um kein schreiendes Kind Zuhause zu haben.
Wenn ich heute mit einer Kindergartengruppe auf den Spielplatz gehe, verlieren einige schon nach 10 Minuten die Lust. Dann waren sie alle einmal rutschen und schaukeln und dann wird ihnen schon langweilig, da viele heute keine Phantasie mehr haben. Sie können nur schwer mit Naturmaterialien spielen und kommen von selber nicht auf die Idee, auf dem Sandkastenrand zu balancieren, über Steine zu hüpfen, oder sich im Gebüsch mit Zweigen eine Höhle zu bauen. Das war früher anders, da haben sich die Kinder mit nur wenig Materialien ganze Tage draußen gespielt.
Nun ist es auch leider so, dass viele Eltern die Verantwortung für das Kind vom grundsätzlichen Alltagshandeln dem Kindergarten übertragen. Die Kinder sollen im Kindergarten/Krippe das ordentliche Essen ohne zu kleckern lernen, aus richtigen Gläsern trinken ohne das das Glas umkippt, Hände waschen ohne das die Ärmel nass werden, den Gang zur Toilette lernen und somit trocken werden und vieles mehr. Einmal kam ein Vater eines 2,5-jährigen Kindes zu mir in die Krippe und meinte, ich solle seinem Sohn doch nun mal endlich das Schaukeln beibringen,. Er hätte im Urlaub bei seinen Kindern immer Anschwung machen müssen, das wäre zu anstrengend. Als pädagogische Fachkraft kann ich nur sagen, dass wir uns gut für den Tag in der Kita vorbereiten müssen, um den Kindern so viel wie möglich bieten zu können. Dazu gehören dann auch eingehende "Tür und Angel" Gespräche zwischen Eltern und Erzieher/in, damit die Eltern so viel wie möglich davon mitbekommen, was wir als Pädagogen ihren Kindern tagsüber geboten haben. So bekommen die Eltern ein sicheres Gefühl ihrem Kind gegenüber, dass es gut in der Kita aufbewahrt ist und fordern nicht die unmöglichsten Sachen, wie zum Beispiel das Zähneputzen in einer Krippengruppe mit fünf 1-jährigen und fünf 2- jährigen Kindern.
Ich könnte noch eine Menge berichten, was ich während meiner Berufszeit schon alles erlebt habe, aber das würde zu lang werden.
Zum Abschluss würde ich sagen, dass ich es sehr schade finde, dass die Kinder nicht mehr so gerne draußen spielen, und dass einige Kinder ohne Anleitung von anderen gar nichts mit sich anzufangen wissen.
Danke liebes Wampel - Team das ich diesen Gastartikel schreiben durfte.
Eine Stimme aus dem Kindergarten (c)
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