Wampel Grusel-Nachgeschichten
Die Mutprobe
Hallo ich heiße Niko und ich bin schon in der zweiten Klasse. Ich hab etwas total verrücktes und ziemlich gruseliges erlebt. Mit dabei war mein Kumpel Wampel. Aber ich erzähl euch das jetzt mal von vorne. Diese Geschichte dürfen nur Kinder hören, die schon Gruselerfahrung haben oder schon längst zur Schule gehen.
Es ist Schlafenszeit, doch ich will nicht schlafen. Ich möchte so ein richtiges Abenteuer erleben. Heimlich und leise, ziehe ich mir meine Jeans und meinen Pulli über. Dann schaue ich vorsichtig aus dem Türspalt meines Zimmers in den Flur. „Hmm.. Alles ruhig“, dann tapse ich zur Haustür. Ich schlüpfe in meine Turnschuhe und nehme die Taschenlampe aus der Schublade im Flur. Jetzt kann es also tatsächlich losgehen. Ein bisschen Angst habe ich schon. Aber Swen aus der Schule hat gesagt, dass ich ein Weichei bin und mich noch nicht einmal Nachts vor die Haustür traue. „Dem werde ich es zeigen. Der wird schon sehen, dass ich mich traue.“ Ich habe nämlich einen neuen Fotoapparat. Mit dem kann ich prima Beweisbilder machen. Leise hänge ich mir also den Fotoapparat um und schließe die Haustür auf.
Ich gehe die Straße hinunter zu dem Stadtwäldchen. Die Straße ist zum Glück hell beleuchtet. Oh aber da vorne kommen komische Leute. Sie grölen so laut und gehen merkwürdig, so als ob sie gleich hinfallen. „Den möchte ich lieber nicht in die Arme laufen“, denke ich und gehe zügig auf die andere Straßenseite. Nun stehe ich vor dem kleinen Sandweg, der durch das Wäldchen und zum Friedhof führt. „Wenn ich es dort hin schaffe und ein Foto schieße“, wird mich Swen nie wieder ärgern. Es ist ein kalter Abend der Boden knirscht und knackt beim Gehen. Ich gehe so schnell, dass ich Seitenstiche bekomme und die eisige Luft schneidet mir in den Hals. Das Licht der Laternen und Häuser ist kaum noch wahrzunehmen. Nun wird der kleine Weg nur noch vom Schein des Mondes beleuchtet. Plötzlich höre ich etwas, Schritte, sie kommen näher. Ich wage es nicht mich umzudrehen. Ich laufe los so schnell ich kann, dabei merke ich wie abgefroren meine Zehen sind. Ich kann sie kaum noch bewegen.
Es läuft sich nicht besonders gut mit abgefrorenen Füßen. Deshalb werde ich eingeholt, die Schritte sind nun fast bei mir. Sie werden lauter. Sie sind bei mir, voller Angst schreie ich“Ahahaha..“ und haue mit meinen Armen um mich. „Hey, bleib ruhig Junge, ich will nur vorbei.“ Sagt ein braungebrannter Jogger mit quitsch pinken Shorts und Taschenlampe, der nun an mir vorbei läuft. Die Musik, die aus seinen Ohrenstöpseln kommt ist deutlich zu hören. „Im a Baby Girl“ , hmm ich erschrecke mich vor Babycan und ich bin Babygirl, Swen hatte recht, ich habe so viel Angst, dass jeder sie sehen kann und wahrscheinlich auch bald riechen kann.. Wenn ich mir weiterhin so in die Hose mache“, denke ich. Dann versuche ich mich zusammenzureißen. Schließlich würde mir so ein Foto von mir vor dem Friedhof sämtliche Pausenbrote retten und gemeine Sprüche ersparen. Ich schaue mir die Baumkronen an. Die Bäume machen interessante Formen und Muster mit ihren Ästen. „Da kann man viel drin erkennen, da ist eine Katze und das könnte eine alte Burg sein.“ Denke ich und komme wieder auf bessere Gedanken. „Da ist ein Fahrrad, ein Feuerwehrauto und ein, ein..“ mir blieb das Wort im Halse stecken. Ein Vampir, das ist ein Vampir. Stottere ich zu mir selbst. „Ich habe nichts gesehen, nur ein Feuerwehrauto.. ich gehe einfach langsam weiter und ich habe keine Angst. Denn Vampire gibt es nicht.“, Murmel ich und werde bei diesen Worten immer schneller. Ich merke wie mein Herz schneller pocht und meine Füße und Hände nun restlos abgefroren sind. „Das konnte nicht sein, es war sicher nur ein alter Stofffetzen, der sich dort oben im Baum verfangen hatte“, denke ich. „Da vorne ist der Friedhof. Geschafft, jetzt nur noch schnell das Foto machen.“
Ich halte den Fotoapparat mit ausgestreckten Armen vor mich, aber ich kriege mich einfach nicht ganz drauf mit dem Friedhof hinter mir. „Ah da vorne kommt ein Spaziergänger mit einem Wintermantel, der sieht vernünftig aus, ich werde ihn mal fragen. “, dachte ich und sprach ihn an. „Hey, bitte entschuldigen Sie, können Sie ein Foto von mir machen?“ „Klar kein Problem.“, sagte der Mann freundlich und nimmt den Fotoapparat. Da bemerke ich wie seine langen dünnen Finger sich um den Apparat krallen und seine Fingernägel sich in das Plastik bohren. Er nimmt seine Kapuze ab und ich kann, trotz Dunkelheit erkennen, dass der Mann ganz zottelige, lange Haare hat. „Sein Mantel könnte auch ein Vampirumhang sein.“, denke ich und bekomme es mit der Angst. Kaum hat er abgedrückt, reiße ich ihm die Kamera weg und schieße ein Foto von ihm. Auf dem Display ist nichts zu sehen. „Dann habe ich Recht, es ist ein Vampir.“ Schreckhaft und mit zitternden Knien drehe ich mich in alle Richtungen, doch es ist nichts zu sehen oder zu hören, nur die Schneeflocken, die gerade beginnen auf den Waldboden und die Blätter zu fallen. Sonst ist es totenstill. Mein Atem dampft und ich habe das Gefühl, als hätte ich Fieber, ich glühe richtig vor Adrenalin. „Wo war der Vampir, beobachtet er mich?“
Ich beschließe mich schleunigst davon zu machen und renne los. Kalter Schweiß rinnt mir in die Augen und hinter mir höre ich so etwas wie ein Flügelschlagen. Dann passiert es der Vampir stürzt auf mich nieder und packt mich, wie mit Schraubzwingenhänden. Er reißt mich in die Höhe und fängt an lauthals dabei zu Lachen. „Ich bin's dein lieber Knotsch! Ha Ha Ha Ha.. ich will dich nur ein bisschen beißen und mal sehen wie süß du schmeckst.“ Knotsch lacht und reißt sein Maul auf. Obwohl wir in luftiger Höhe durch den kalten Schnee fliegen, betäubt mich fast sein stinkender Atem restlos. Er kommt immer näher an meinen Hals und ich merke, wie sein spitzer Zahn sich in meine Haut bohrt. Mein Herz springt mir fast aus der Brust und ich bin gelähmt und ihm wehrlos ausgeliefert. Mit einem Mal gibt es einen Schlag und wir werden durch die Luft geschleudert. Dann landen wir in einer Baumkrone. Ich kann mich gerade noch an einem Ast festhalten. Der Vampir-Knotsch ist zu Boden geknallt. Schnell klettere ich hinab.
Ich sehe wie ein Leuchten näher kommt und ein ulkiges kleines Wesen, welches kichernd eine Laterne und eine Steinschleuder in den Pfoten hält. „Ich hatte noch eine Rechnung mit ihm offen, es hat mich auch schon mal abgeschossen.“ Sagt es. Erstaunt mustere ich das rotbraune Wesen. „Ich bin Wampel, mein Wunschstein hat Zauberkräfte und ich wohne in Wampelonia. Der tollsten und verrücktesten Welt, die es gibt. Manchmal bricht Knotsch aus seinem Fliegenpilzwald aus, um die Menschenkinder zu erschrecken oder sogar mit zunehmen. Er wird denn zu dem, was die Kinder am meisten fürchten, wie ein realer Albtraum. Ich glaube er wollte dich tatsächlich in eine Kreatur verwandeln und dich mit in seinen Fliegenpilzwald nehmen.“ sagt Wampel und bohrt in meiner Hosentasche herum. Ich bin nun abgehärtet und wundere mich schon gar nicht mehr. Ich ziehe ein Päckchen Kaugummi aus der Tasche. „Hier möchtest du welche? Ist Erdbeergeschmack.“ Doch mit der folgenden Reaktion von diesem Wampel habe ich nicht gerechnet. Er stürzt sich auf das Kaugummi, stopft sich alle in den Mund und macht eine riesige Blase.
Dann drückt er auf seinen Wunschstein. Er zieht mich in die Blase und wir fliegen langsam, wie in einem rosa, leuchtendem Heißluftballon zu unserem Haus. Er drückt mich ganz fest und sagt: „danke für den Erdbeerballon, komm doch mal zu uns auf die Schmatzinsel.“ Dann schlafe ich und zwar so tief und fest, dass mich meine Mutter am nächsten Morgen kaum wachgerüttelt bekommt. „Wach auf, ihh.. Was hast du denn da in deinen Haaren? Sind das etwa Unmengen von deinem Erdbeerkaugummi?“ angeekelt zupft sie an einer Haarsträhne. Dann erinnere ich mich wieder an alles, ich laufe zu meiner Kamera und tatsächlich da bin ich nachts vor dem Friedhof und ich wusste auch wer das Foto geschossen hat. Die Spuren auf meiner Kamera von Knotschs Fingernägeln bewiesen es. In der Schule erzähle ich die Story natürlich spektakulär und bin mit dem Foto der Held. Swen war grün vor Neid und als er mich wieder schubsen wollte, packte ich seinen Arm, zog ihn zu meinem Gesicht und riss meinen Mund bedrohlich auf, „Schau mal mein vampirisches Andenken, diese Beißerchen lieben süßes fettiges, böses Blut. So wie deins.“
Swen ließ mich von da an in Ruhe, aber woher mein plötzlicher Zahnwachstum kam, konnte sich auch unser Zahnarzt nicht erklären.
(C) Eyla Hofmeister
Das Hörbuch ist im MP3 Format. Ihr könnt es zb. auf Cd brennen oder auf einen MP3 Player packen. Oder auf eure Tonies Box.
Wampel Gruselgeschichten (nur für große)
Die roten Augen
Ich heiße Jenny und dies ist mein Abenteuer mit Wampel. Ich habe es aufgeschrieben, weil jeder wissen soll, dass auch ich ein echtes Wampelabenteuer erlebt habe. Aber es war ziemlich gruselig, als dürfen diese Geschichte nur große Kinder hören oder lesen. Die schon in die Schule gehen.
Es war Abend und ich sollte noch einmal mit dem Hund raus. Die Laternen beleuchten den Fußweg mit gelben Lichtkegeln. Ich gehe an den Vorgärten von den Leuten in unserer Straße vorbei. Einige haben hohe Hecken, die verdächtig neben mir rascheln. Andere haben viele Blumen und Figuren in ihrem Garten. Ich bleibe stehen um mir eine dieser Figuren genauer anzusehen. Es ist ein riesiger Zwerg mit einer Schubkarre. „Der ist definitiv neu“ denke ich. Um ihn etwas genauer zu betrachten, beuge ich mich langsam über den kleinen Holzzaun, bis ich ihm direkt in die Augen schaue. Doch plötzlich und mit einem Mal zwinkert er. Ja er bewegt sich sogar. Ich schrecke zurück. Mein Herz pocht wie verrückt. Berni zieht an der Leine und ich verliere das Gleichgewicht. Schnell versuche ich mich an dem Holzzaun hochzuziehen.
Ich schreie „Hiilfee!“ panisch vor Angst sehe ich wie der Zwerg den Kopf in meine Richtung dreht. Ein lautes Gebrüll ertönt. „Hey was machst du da, Fass ihn gefälligst nicht an! Sonst können mir deine Eltern eine neue Alarmanlage kaufen, wenn du diese kaputt spielst. Du ungezogenes Kind.“ Der Mann, der aus dem Haus gestürmt ist, heißt Dr. Kruse. Er ist sehr streng und hat uns schon einige Male an gemeckert, weil Berni mein Hund vor seinem Garten mal einen Haufen gemacht hat. Der gruselige Zwerg ist also seine neue Alarmanlage, man und ich habe mich so erschrocken. „Bleib cool!“ sage ich mir selbst und gehe noch mit weichen Knien die Straße weiter hoch. „Man habe ich mich erschrocken, ich bin viel zu schreckhaft. Das nächste Mal bin ich mutiger.“ Flüstere ich zu mir selbst. Berni pinkelt gerade an einen Busch. „Da hinten ist das Haus von Omi, komm wir besuchen sie noch kurz. Vielleicht kriegen wir wieder Kekse.“ Sage ich zu Berni und ziehe an seine Leine. Wie ich so gehe bemerke ich wie ein Auto neben uns langsamer fährt. „Bloß nicht stehen bleiben, nicht hinsehen.“ Denke ich und merke wie ich schon wieder Angst bekomme. Ich werde immer schneller und renne zu dem Haus meiner Omi. Berni läuft mit seinen Schlammpfoten ins Haus, die Tür steht offen. „Omi? Wo bist du? Hast du vergessen die Tür zu schließen?“ „Hier bin ich im Keller mein Kind. Ich suche gerade meine eingemachte Himbeermarmelade.“
Beruhigt schließe ich die Tür hinter mir und gehen zur Kellertreppe. Es ist dunkel, aber ich habe mich heute schon genug wie ein Angsthase benommen. Deshalb gehe ich ohne zu zögern die schmale Holztreppen hinunter. „Du Omi, der Herr Kruse hat mal wieder richtig abgemeckert. Er hat eine neue Alarmanlage und die ist in einem Gartenzwerg.“ , sagte ich. Doch alles war still. „Omi?“ , fragte ich, „wo bist du?“ „Hier mein Kind.“, sagte Sie. Da ist sie ja. Die Glühbirne, die hier im Keller von der Decke baumelte hatte einen Wackelkontakt und brachte nur wenig Licht. Aber jetzt sehe ich meine Omi. Sie steht gebückt bei dem Marmeladenregal und nimmt ein Glas heraus.
Nun dreht sie sich zu mir um. „Omi, du da draußen war es so gruselig. Sag mal hast du dir ein neues Kleid gekauft? So ein Gelb-grün gestreiftes kenne ich ja gar nicht. Sieht lustig aus..“ Sage ich, als mir die Worte im Hals stecken bleiben. Die Augen meiner Großmutter, Sie sind rot. Sie leuchten, wie zwei rote Punkte in der Dunkelheit. Ich merke, wie mein Herz wieder Purzelbäume schlägt und ich anfange zu zittern. Langsam gehe ich ein paar Schritte zurück.
Doch die roten Augen kommen nähen.
Das Licht flackert nun sehe ich ,eine Oma wieder deutlicher, doch aus ihren grauen ordentlich zusammengesteckten Haaren schießen nun orange-rote Borsten hervor und ihre Hände werden zu Pranken mit langen Fingernägeln. Sie kommt immer näher und streckt ihre ekeligen langen Finger nach mir aus. „Komm nur mein Kind ich habe ein paar Kekse für dich! AH HA HA HA HA..!“, lacht sie mit einer lauten tiefen, grollender Stimme.
Ich stolpere über den Staubsauger und falle zu Boden. Ich kreische so laut ich nur kann und strample mit aller Kraft gegen ihre Grabbelpranken. Doch sie lacht nur und packt mich am Arm. Sie zieht mich immer näher zu sich, an ihre lange Nase. Ihr Gesicht hat sich verändert, es ist nun ganz grün. Ich schreie, „Du bist nicht meine Omi
, „Sie ist das Knotsch! Drücke auf den Stein und wünsche dir was!“ Ich drehe mich um versuche mich aus dem harten Eisengriff meiner Monsteroma zu befreien. Ich sehe einen roten Stein in der Dunkelheit leuchten. „Ach ich soll mir was wünschen, na wenn ich die Wahl hab, schaden kann es jetzt nicht.“, denke ich. Ich drücke also auf den Stein und wünsche mir meine Omi zurück und einen Haufen Zuckerwatte.
Ich weiß das war nun vielleicht nicht das schlauste, aber es war eben das erste was mir in dieser hektischen Situation eingefallen ist. Ich meine, wer behält in so einer gruseligen Angelegenheit schon einen klaren Kopf? Außerdem hat es sogar ganz gut geklappt. Denn mit einem Mal knallt und raucht es im Keller. Ich sprinte die Kellertreppe hoch. Oben angekommen beobachte ich wie dichter grüner Rauch aus dem Keller hochzieht. Ich knalle die Tür zu und gehe in die Küche, woher ein Schmatzen zu hören ist. Auf dem Tisch sitzt ein Wampel, wie es mir erzählt. Es sei ein magisches Wesen aus Wampelonia und der Knotsch würde sich manchmal in die Menschenwelt drängen um den Kindern Angst zu machen. Aber gegen seinen Wunschstein ist das Knotsch eben machtlos, besonders, wenn ein Kind auf den Stein drückt, was mutig ist.
Ich hole Omas Erdbeerkuchen aus dem Kühlschrank und wir essen den ganzen Kuchen auf. Wampel verspricht mich mal wieder zu besuchen, besonders gerne wenn er wieder was von dem weltbesten Erdbeerkuchen bekommt. Wampel fliegt zum Fenster hinaus und meint ich solle mal ins Wohnzimmer schauen.
Ich gehe also mit klopfendem Herzen zur Wohnzimmertür, bewaffnet mit einem Regenschirm und aufs schlimmste gefasst. Schließlich war ich ja jetzt Monster erprobt. Doch als ich die Tür öffne, sehe ich wie meine Omi auf einem riesigen Berg Zuckerwatte sitzt und herumstrampelt „Jenny nun hilf deine alten Omi doch mal runter, das Zeug klebt ja entsetzlich.“ Wir wunderten uns nicht wo es herkam aber wir erzählten es auch nicht. Wir aßen aber so viel bis wir fast platzten.