Schwarze Pädagogik
Schwarze Pädagogik ist ein Sammelbegriff aller negativen Erziehungsmethoden früherer Jahrhunderte. Es beschreibt eine Erziehung von staatlichen Institutionen, Organisationen und religiösen Fanatikern, sowie Eltern und Erzieher.
Sie ist darauf ausgerichtet den Willen des Kindes zu brechen, und mit Hilfe der offenen oder verborgenen Machtausübung durch Manipulation und Erpressung zum gehorsamen Untertan zu machen.
„Wer nicht hören will muss fühlen“
Ein sehr interessantes Thema, weil ich denke, dass es die Schwarze Pädagogik noch immer gibt und unter dem Deckmantel der gesellschaftlichen Normen und Werte ausgeübt wird.
Der Begriff Schwarze Pädagogik wurde von der Soziologin Katharina Rutschky (1977) aus einer Quellensammlung historischer Erziehungstexte eingeführt. Die Verfasser dieser Texte haben die Demütigung der Kinder ausdrücklich befürwortet, denn diese sollten Befehlsempfänger werden. Durch das Hinzufügen von seelischen und körperlichen Schmerz und die gezielte Versagung grundlegender Bedürfnisse, so wie der totalitären Überwachung des Kindes. Neben des Brechens des kindlichen Willens und der lückenlosen Kontrolle, ist auch das bewusst sparsam verwendete Lob ein zentrales Erziehungsmittel. Schwarze Pädagogik wurde auch von der Kirche vertreten „wer sein Kind liebt züchtigt es“ stellte schon Martin Luther in seinem deutschen Katechismus fest.
Das Kind sollte sich sowohl ohne kritisches Hinterfragen in die Ordnung der Kirche, als auch in die politischen und sittenstrengen Wertvorstellungen einfügen. Kinder sollten mit
Aussagen wie:
„ Das ist alles zu deinem Wohle“, KONDITIONIERT WERDEN. Das Ideal eines Kindes, das keinen Muckser von sich gibt und wie im Tode erstarrt scheint, haben die Erzieher versucht durchzusetzen, indem sie die Aufmerksamkeit vor allem auf die schwächste Stelle, dem Körper ihrer Zöglinge widmeten. Man glaubte an die reinigende Kraft der Prügel.
Die "schwarze Pädagogik" kennzeichnet sich aus durch:
- Erwachsene sind Herrscher
- Erwachsene bestimmen über Recht und Unrecht
- Kindern muss man so früh wie möglich den (eigenen) Willen nehmen
Erzieher sahen sich als unmittelbares Organ der Gottheit. Kinder seien von Natur aus ein leeres Blatt Papier, das der Erzieher beschreiben muss.
Die Mittel der Unterdrückung waren vielfältig: Lügen, Ängstigung, Liebesentzug, Isolierung, Demütigung, Folter.
Es gehörte zum Alltag, dem Kind falsche Informationen und Meinungen zu vermitteln, z.B. Gehorsam macht stark. Zärtlichkeiten sind schädlich, Eltern haben immer Recht und noch viele mehr. Diese wurden dann treu und gehorsam von Generation zu Generation tradiert (weitergeben).
Was für ein Erwachsener wird nun aus einem so aufgewachsenem Kind???
Er kann nur weitergeben was er gelernt und erfahren hat. Der Zugang zu echten Gefühlen ist vermutlich gestört. Der angestaute und nie ausgelebte Zorn verwandelt sich gegen sich selbst (autoaggressiv) oder gegen andere Personen. Einige werden lethargisch, andere neigen zu Gewaltausbrüchen. Das eigene Leiden wird verdrängt oder verharmlost („mir hat der Klaps auch nicht geschadet“) Alles mit dem Ziel seinen Platz in der Gesellschaft einzunehmen, als unkritischer, gehorsamer, pflichtgerechter Befehlsempfänger / guter Erwachsener
„Wer nicht hören will muss fühlen“
Ist diese Redensart tatsächlich verschwunden oder nur in unserem Kulturkreis etwas abgemildert und versteckter ausgeführt ?
Wer kennt sie nicht, die Worte „solange du deine Füße unter meinem Tisch stellst……..!!!“ Trotz aller Erkenntnisse über das kindliche Werden und Entwickeln, haben die Aspekte der Schwarzen Pädagogik beklemmende Aktualität. Wenn ich mich umschaue, kann ich immer wieder beobachten wie Mütter ihre kleinen Kinder gewaltsam mit sich zerren oder öffentlich demütigen. Außerdem wird zu Mitteln gegriffen wie Isolation, Liebesentzug oder es drohen Sanktionen, wie „ warte bis Papa kommt!“ Gesellschaftliche Werte und Normen ändern sich im Laufe der Zeit und somit auch das pädagogische Handeln.
Ich meine, dass statt bedingungsloser Gehorsam oder das Brechen des eigenen Willens, eine freiwillige Beziehung hergestellt werden sollte. Diese sollte nicht auf Täuschung, Trick oder Gewalt beruhen, sondern auf einer pädagogischen Bindung sowie einer positiven Wertschätzung und aus einer wertungsfreien Haltung gegenüber dem Educanten. Ich finde mich sowohl bei Nohl, als auch bei Rogers wieder, die die Meinung vertreten, dass alle pädagogische Maßnahmen dem Wohl des Kindes dienen. Sich in die Welt des Kindes hinein zu versetzten und es so zu akzeptieren wie es empfindet. Nicht ignorieren sondern akzeptieren, auch wenn sie nicht meiner Sichtweise entspricht. Ich kann dem Kind, dem Jugendlichen verschiedene Wege aufzeigen, und ihn dann auf seinem selbst gewählten Weg begleiten.
Wir sind gleichwertig, aber nicht gleichberechtigt.
Erzieht eure Kinder dazu, glücklich zu werden. Wenn sie erwachsen sind, sollen sie nicht den Preis der Dinge kennen, sondern ihren Wert.
© Steven Hofmeister
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Toller Artikel (Samstag, 02 April 2016 11:06)
Dankeschön lieber Wampel,
Kurz und Informativ, hat mir gut gefallen bitte mehr
Julia (Samstag, 02 April 2016 11:09)
Huhuhuu Wampel,
Sehr interessant;) Ich habe auch schon oft gesehen wie einige Eltern gerade beim Einkaufen sehr brutal im Umgang mit ihren Kindern sind.
Jonas (Samstag, 02 April 2016 11:12)
Guten Tag Herr Hofmeister,
Vielen Dank für den kleinen aber sehr netten Einblick in die schwarze Pädagogik.
Ich lese immer wieder gerne bei ihnen.
Mit freundlichen Grüßen
Jonas B.
Manu (Samstag, 02 April 2016 16:31)
Wie immer wampeltastisch
Dennis (Sonntag, 03 April 2016 11:00)
Guten Tag,
Ich bin auch Pädagoge, und wollte mal liebe Grüße hier lassen. Der Artikel hat mir gut gefallen. Gerne mehr
Kensi (Dienstag, 05 April 2016 13:47)
Richtig gut und auf den Punkt gebracht✌️
Brettermacher (Dienstag, 05 April 2016 15:15)
Huhuhu,
Leider wird dieses Thema zu gerne ignoriert, und unter den Tisch gekehrt. Danke fürs wachrütteln
Lara Kimmig (Mittwoch, 02 Januar 2019 15:25)
ein wirklich sehr toller Artikel. Er hat mir sehr bei meiner Hausaufgabe geholfen. Und außerdem habe ich persönlich auch etwas gelernt und sehe jetzt auch manche Dinge bei uns zu Hause anders. Vielen Dank